28.09.2018 - Julius und Helene Elsbach wurden von den Nazis ermordet, weil sie Juden waren. Schüler/-innen des RSBK haben das Schicksal der Familie recherchiert und Gedenksteine vor dem Haus der Familie in Dortmund-Hörde verlegen lassen.
Vor dem Kaufhaus in der Hermannstraße in Hörde schieben am späten Vormittag Mütter Kinderwagen über den Bürgersteig, Rentner bleiben auf einen Plausch stehen, Verkäuferinnen genießen die Spätsommersonne vor ihren Geschäften. Doch an diesem Donnerstag ist etwas anders: Rhythmische Schläge sind weit zu hören. Metall auf Stein. Das Pflaster des Bürgersteigs wird aufgeschlagen, Steine entnommen. Passanten bleiben stehen, zücken ihre Handys.
Die Schüler/-innen des Bildungsgangs PKA hören konzentriert auf die Stimme von Klaus Lenser. Er liest mit lauter Stimme vor, was sich an dieser Stelle vor knapp 80 Jahren ereignet hat. In der Nacht des 9. Novembers plünderten Nazis Wohnung und Drogerie der Familie Elsbach, zerschlugen Scheiben, warfen Möbel und persönliche Gegenstände auf die Straße und schlugen Julius Elsbach zusammen. Die Berichte stammen von Augenzeugen: Menschen, die in der Kneipe gegenübersaßen, Polizisten – doch keiner griff ein um der Familie zu helfen.
„Hier wohnte Julius Elsbach. JG 1882. Unfreiwillig verzogen. Köln. Deportiert 1941. Lodz/Litzmannstadt. 1944 Chelmno/Kulmhof. Ermordet.“
Die Schüler/-innen hatten im vergangenen Schuljahr im Politikunterricht beschlossen einen Stolperstein zu verlegen. Nach einiger Beratung fiel die Entscheidung, zu versuchen, die Geschichte einer Apotheke zu recherchieren. Apotheker, das ist ein Beruf, den die angehenden pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten kennen, zu Apotheken haben sie alle eine Verbindung.
Die Klasse brachte in Erfahrung, was genau Stolpersteine sind, seit wann sie in Deutschland verlegt wurden. Sie lernten, dass es Unterstützung bei der Stadt Dortmund gibt, wenn eine Klasse beschließt dieses Projekt anzugehen und luden Andreas Roswohl und Philip Urban ein, die wichtige Tipps zu Recherche und Umsetzung gaben.
Dreimal war Herr Urban vor den Sommerferien zu Gast am RSBK – beim letzten Mal präsentierten die Schüler/-innen die Ergebnisse der Recherche. Sie hatten mit Julius und Helene Elsbach zwei Menschen gefunden, die eine Drogerie in Dortmund-Hörde betrieben, bis die Nazis ihre Existenz in Dortmund zerstörten.
Am letzten Donnerstag machte sich die Klasse dann noch einmal auf nach Hörde. Begleitet vom Schulleiter Herrn Janßen und der ehemaligen Politiklehrerin Frau Gerseker wurden sie Zeuge der Verlegung der Stolpersteine. Direkt vorm Kaufhaus, schräg gegenüber eines Handyladens auf der Herrmannstraße erinnern jetzt zwei quadratische Steine im Pflaster an das, was sich dort vor 80 Jahren zugetragen hat.
Katrin Gerseker